Slow Travel, sprich nachhaltiges und gemächliches Reisen, geht auch mit Kindern. Dabei muss man nicht weit weg: der größte See Deutschlands, der Bodensee, ist ein ideales Urlaubsziel, das besonders für Familien viel zu bieten hat. Wer das sogenannte „schwäbische Meer“ entlang reist, durchquert dabei die Nachbarländer Österreich und Schweiz. Ein guter Reiseführer sollte dabei nicht fehlen. Empfehlenswert ist „Bodensee mit Kindern“ von Annette Sievers (2022, Peter Meyer Verlag).
Laut Sievers, reisen Familien anders und benötigen andere Informationen als Sightseeing- oder Rucksack-Touristen. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Peter Meyer erkannte sie dieses Bedürfnis bereits in den 1990er Jahren. Seither spezialisierten sie sich mit ihrem Peter-Meyer-Verlag auf Reiseführer für Familien. In dem Reiseführer für den Bodensee können Familien nach dem Baukastensystem aus einer Vielzahl von Aktivitäten auswählen. Alle Aktivitäten sind auf ihre Nachhaltigkeit geprüft. So stehen Naturerleben und wandern oder Rad fahren im Vordergrund, ganz nach dem Motto des Verlages, dessen Bücher selbst umweltfreundlich gedruckt werden. Der Bodensee-Führer ist bislang der einzige mit dem Siegel Blauer Umweltengel.
Für diesen Artikel nahm sich die Autorin und Verlegerin Annette Sievers Zeit für ein Gespräch mit mir.
Waren Sie für die Arbeit an dem Reiseführer mit Kindern um den Bodensee unterwegs?
Die pure Recherchearbeit vor Ort ist für Kinder viel zu anstrengend. Deswegen verlasse ich mich auf die Expertise von befreundeten Familien und Leserinnen, die mir ihre Erfahrungen schreiben.
Welche Orte rund um den Bodensee sind für Familien interessant, die selbst in der Region wohnen?
Erfahrungsgemäß kennen viele Einheimische selbst nur die Highlights, die man seinen Gästen gerne zeigt. Ich würde jedem empfehlen, einfach mal wandernd oder per Rad das Hinterland zu erkunden, oder über den See zu fahren und zu gucken, was es bei den Nachbarn Österreich und Schweiz zu sehen gibt. Das kann für einen Konstanzer auch bedeuten, bloß mal zu Fuß in den herrlichen Seepark von Kreuzlingen zu wandern!
Welcher Ort oder welche Aktivitäten sind am spannendsten für Familien, die das erste Mal zum Bodensee reisen?
Beim ersten Mal steht sicher das Erlebnis „See“ im Vordergrund! Aber auch hierbei können Familien ausgiebig variieren: baden, paddeln, segeln oder SUP lernen. Ergänzend empfehle ich den Besuch im Naturkundemuseum und Sea Life Konstanz. Selbstverständlich sind der Affenberg Salem und das Pfahlbaumuseum Uhldingen wunderbare Ziele für alle Altersgruppen. On top könnte ein Ausflug nach Bregenz und die Seilfahrt auf den Pfänder mit dem dortigen Wildtierpark die Ferien abrunden.
Welche Aktivitäten rund um den Bodensee sind besonders ökologisch nachhaltig?
Alles, was ihr mit eigener Muskelkraft schafft, ist nachhaltiger als eine Fahrt mit dem Motorboot. Eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nachhaltiger als die individuelle Autofahrt – und billiger obendrein. Denn mit den Gästekarten fahren Urlauber vielfach kostenlos. Schön und spannend sind z.B. die Radtour durch das Rheindelta, eine Wanderung zu den sieben Churfürsten oder eine Fährfahrt zu einem der Museen und Schlösser auf der jeweils gegenüberliegenden Seite.
Denken Sie, am Reiseverhalten der Deutschen sollte sich etwas ändern?
Wir – egal, ob Deutsche oder Engländer – sollten vom Kurztrip wieder wegkommen. Zu meiner Schulzeit war es normal, vier Wochen am Stück irgendwo zu sein. Dieses Getriebensein und kleinteilig-individuelle Reisen heute ist vom Transport her aufwändig, unökologisch und für uns und die Umwelt teuer. In der Ruhe liegt die Kraft – und das Krafttanken!
Kennen Sie den Trend zu Slow Travel und was halten Sie davon?
Mein Appell, langsamer, länger und gelassener zu reisen, deckt sich mit den Forderungen der Slow-Travel-Bewegung und wird vom Peter Meyer Verlag seit Gründertagen vor 40 Jahren propagiert.
Ein Interview von Anika Neugart
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01. Januar 2021
Julian und sein Buch „Mit dem Zug durch Europa“
Backpacker haben meist wenig Geld, dafür aber viel Energie und Abenteuerlust. Sie sind auf der Suche nach besonderen Orten, an denen noch nicht so viele Reisende waren. Julian möchte Abenteurer und Individualreisende inspirieren, die einzigartigen Erlebnisse in Europa zu suchen.