Ein kleiner Buchtipp für den Frühling! Das Buch „Green Travelling – Einfach nachhaltig reisen“ erschien bereits 2021 beim oekom Verlag, hat aber wenig an Aktualität eingebüßt. Wer für dieses Jahr noch klimafreundliche Inspiration für Reiseziele, Packliste und Fortbewegungsmittel sucht, findet in diesem Buch tolle Ideen, Tipps und Reiseanekdoten. Es folgt eine kleine Rezension zum Buch:
Illustrationen
Das Buch ist mit zahlreichen Fotos, Grafiken und Zeichnungen illustriert und erzeugt damit einen leichten Lesespaß im Magazinstil und bei dem ein oder anderen gar Fernweh. Die 189 Seiten sind jedoch schnell durchgelesen, da sich der Textanteil durch die Illustrationen auf etwa die Hälfte reduziert. Schade ist auch, dass die Fotos von der Autorin mit Stock-Fotos ergänzt wurden – das nimmt dem Buch einen Teil des persönlichen Flairs.
Inhalt
Auf den ersten 90 Seiten werden die Basics des nachhaltigen Reisens erörtert: Warum überhaupt nachhaltiger Tourismus angestrebt werden sollte; Reiseziele und -dauer; ökologisch nachhaltige Unterkünfte, Reiseutensilien, Verpflegung und Kleidung sowie die Thematik klimaschädlicher Flugverkehr.
Im Anschluss werden auf weiteren 80 Seiten verschiedene grüne Reiseoptionen erläutert: Wandern, Radfahren, Bus und Bahn nutzen, Vanlife und Autocamping sowie Fortbewegung auf dem Wasser mit Kanu, Haus- oder Segelboot. Das Buch endet mit einem Grußwort der Autorin, Website- und Lektüretipps als auch einem Schlagwortverzeichnis sowie den Bildnachweisen und Quellen.
Verschiedene Textarten
Die Kapitel der Reiseoptionen, wie Wandern, Radfahren etc., werden mit „Reisereports“ unterfüttert. Hierbei interviewte die Autorin fünf verschiedene Bloggerinnen und Blogger, häufig Paare, welche auf ihrer Website eine spezielle Art des nachhaltigen Reisens dokumentieren. Mit dabei sind z.B. zwei Freundinnen, die per Segelboot in der Nord- und Ostsee unterwegs sind sowie eine Bloggerin, die auch lange Reisestrecken, wie von Großbritannien nach Serbien, mit dem Zug zurücklegt.
Immer wieder finden sich außerdem „Reiseanekdoten“ der Autorin als Einschübe in den Kapiteln. Diese wirken auf Grund von preisgegebenen Fehlern der eigenen Reiseplanung sympathisch und nicht belehrend. Sie lockern das Lesen auf unterhaltsame Art auf.
Erwähnenswert sind auch die kurzen Listen in den Kapiteln. Diese fassen die Tipps zu Ausrüstung und fürs Packen zusammen, sodass die Leserschaft nicht selbst mitschreiben muss. Ein Pluspunkt!
Spezifische Tipps und Vorschläge
Auffällig ist die Einbindung des Themas „Reisen mit Kindern“, was von der Autorin für jede Reisevariante, sei es mit dem Van oder dem Boot, erläutert wird. Ein weiterer Bonus sind die sehr konkreten Vorschläge für Reisedestinationen. So finden sich im Buch beispielsweise die Top-5-Wanderrouten für Norddeutschland, sprich fernab der Alpen, und die fünf schönsten Radtour-Strecken in Europa. Die Leserschaft mag von der konkreten, subjektiv wirkenden Auswahl eventuell irritiert sein, werden doch so viele Orte einfach weggelassen. Dennoch machen die selektiven Vorschläge auf den zweiten Blick Sinn, da sie zur direkten Reiseplanung inspirieren. Ganz nebenbei animieren sie in Europa zu reisen und lenken den Blick auf die spannenden Orte in und um das eigene Land.
Trend-Themen
Die Autorin erwähnt auch die aktuellen Trend-Themen in Puncto klimafreundliches oder -schädliches Reisen: von Kreuzfahrten wird abgeraten, für Mikroabenteuer, also dem Reisen vor der eigenen Haustür, geworben und Slow Travel wird immerhin an zwei Stellen im Buch erwähnt sowie kurz als das „Reisen ohne Hast und Eile“1 beschrieben. Eine tiefere Erläuterung des Begriffs bleibt aus.
Unter dem Stichwort Camping wird auch der Trend Vanlife, also das (Langzeit-)reisen mit dem Campingbus, genannt. Die Fortbewegung mit dem 3,5-Tonner sei nicht so klimaschädlich, wenn mehr als zwei Personen damit reisten. Dann sinke der ökologische Fußabdruck unter den der Schiffs- und Flugzeugreisen, schreibt die Autorin.2 Doch wer vereist mit drei oder mehr Personen im räumlich begrenzten Campingbus? Hilfreicher sind die Hinweise, dass die Reisenden beim Camping eher im Inland blieben oder ihre gefahrenen Kilometer mit Spenden für den Klimaschutz kompensierten.
Fazit
Alles in allem ist das Buch „Green Travelling – Einfach nachhaltig reisen“ von Julia-Maria Blesin empfehlenswert und seine 17,00 Euro Wert. Die Autorin selbst bleibt mit einzelnen Reiseanekdoten sympathisch im Hintergrund und leitet doch gekonnt, mit zahlreichen Tipps und Hinweisen, durch die komplexe Welt der nachhaltigen Reiseplanung. Das Buch inspiriert und macht Lust auf grünes Reisen – damit erfüllt es seine im Titel integrierte Mission „einfach nachhaltig zu reisen“ voll und ganz.
1Blesin, Julia-Maria (2021): Green Travelling. Einfach nachhaltig reisen, S. 131.
2Vgl. Ebd, S. 138 – 139.
Artikel und Fotos von Anika Neugart.
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